Montag, 24. April 2017

Judith Holofernes - Pavillion Hannover

Wieder zurück in Hannover war es Zeit für Helden, genauer gesagt für die ehemalige Sängerin der Band "Wir sind Helden". Im Großen Saal des Pavillions bot sich ein großer Stehplatzbereich und eine etwa fünf Reihen hohe Tribüne, deren Plätze bei meinen Erscheinen längst vergeben waren.

Die Eröffnung machte der macht der Sänger Teitur von den Färöer-Inseln. Es war zum Glück nicht die typische Ein-Mann-Band, sondern ein Künstler mit viel Gefühl in seinen Liedern, der selbst mich überzeugte mit seiner ruhige Stimme. Judith selbst kam vor seinem  Auftritt um ihn anzusagen  und zu erwähnen, dass Teitur  mit ihr zusammen das neue Album "Ich bin das Chaos" produziert hat und im Laufe des Abends spielte er auch in ihrer Band Gitarre.

Judith hatte ich mit den Helden bereits in der Berliner Wuhlheide mit Madsen und Olli Schulz live gesehen - ein genialer Abend, nicht zuletzt wegen meinen starken Zahnschmerzen an diesem Tag. Nicht ganz so lange her ist es, dass ich sie auf dem Reeperbahn Festival gesehen habe. Rückblickend muss ich sagen, dass mich dieser Auftritt nicht zwingend dazu bewegt hatte mir ein erneutes Solokonzert anzuschauen.
Ihr buntes Outfit an diesem Tag war gewöhnungsbedürftig, aber es passte zu ihr und diesem Wechsel der Songs, die sich zwischen gefühlvoll, wild und albern bewegten. Ihr ganzer Auftritt wirkte manchmal chaotisch, aber herzlich und nah. Ihre Texte sind interessant wie beim "letzten Optimist", mit dem sie eröffnete und tiefgründig wie bei "Der Krieg ist vorbei" und modern wie der "Analogpunk" der vom Kontrast zwischen Technikfreaks und Menschen ohne Handy handelt und eine tolle Melodie hat. Schön und auch besonders fand ich ihre Version der Ode an die Freude, nämlich "Oder an die Freude".

Für mich persönlich war ein alter "Wir sind Helden"-Song das Highlight des Abends als sie "Ein Elefant für Dich" sang. Man merkte auch im Publikum, dass sehr viele Leute mitsingen konnten und sich darüber freuten. Einigen Liedern einen Titel mit Frauennamen zu verpassen scheint einfach ihr Ding zu sein, denn neben der "Pechmarie" von ihrem ersten Werk findet man an áuf dem neuen Album und dieser Bühne "Charlotte Atlas" und "Die Leiden der jungen Lisa", bei dem ihre Stimme gut rüberkommt. Manchmal wirkte sie etwas konfus, mal vergas sie den Text, mal hatte sie einen sprichwörtlichen Frosch im Hals und bei der Zugabe gab sie zu sich hinter der Bühne verlaufen zu haben. Aber der Abend hat wirklich Spaß gemacht, vielleicht auch gerade weil es so lustig war. Mein Spruch des Abends kam von ihr ebenfalls mit der Zugabe, als sie sagte "Ich meinte zu Teitur unter dem Chaos verstehe ich ein Album, als hätte es der Joker aus Batman entworfen und heute bin ich verdammt nah dran!" - Richtig, denn sie hatte es im Laufe des Auftritts geschafft ihren Lippenstift nach oben und unten stark zu verschmieren.



Samstag, 22. April 2017

MINE und Orchester FEAT. - Huxleys Neue Welt Berlin

An diesem Wochenende gab es mehr als nur ein Überangebot an Livemusik in der gesamten Republik: Hanse Song Festival in Stade, Emma und Elin in Hamburg und Laura Carbone in Berlin.
Aber schon von zich Monaten hatte ich mich entschieden bei diesem Projekt von MINE dabei zu sein, welches über Croundwfounding finanziert wurde und komplett ausverkauft war.

Die Berliner Neue Welt hat mit 1.500 Stehplätzen etwa soviel Platz wie das Capitol Hannover, mit dem Unterschied das es in Berlin einer Raucherterrasse und schrecklich weiche Plastikbecher gab.
Als sich die Halle langsam verdunkelte kamen die Streicher samt Dirigent, die DJs von Ecke Prenz und der Berliner Kneipenchor auf die Bühne. Die Ansagen kamen immer von Band, aber von keinem Geringeren , als von Friedrich Liechtenstein - echt lustig und cool gemacht.

Dann legt mit dieser Kombo auch gleich Mine los. Mine´s Sound zeichnet für mich deutschsprachige Musik mit Tiefe, Reim und einer besonderen Wärme aus. Sie schafft es auch an diesem Abend ihre Stimme mit den Klängen der Instrumente in die Höhe und Tiefe zu ziehen. Einer der ersten Highlights für mich war ihre letzte Single "Essig auf Zucker"! Das alles gepaart und untermalt mit klassischer Musik, den Tönen der DJs, der zahlreichen Stimmen des Chors machten ihre Songs noch perfekter. An Mine mit blonden Haaren musste ich mich echt gewöhnen, kann es aber bis heute nicht ;-)
Aber diese Kombination auf der Bühne war noch nicht alles, denn einige Gast-Rapper teilten mit Mine die Bühe. Ja ja, tatsächlich Rap und HipHop und somit auch eine neue musikalische Erfahrung für mich. Zunächst war es Fatoni, der schonmal bei Mine mitgemischt hatte, sich an diesem Abend dreimal versungen hat. Ok, wie meinte er: Der Song war neu und es hätte eh niemand gemerkt, aber Mine ist es natürlich sofort aufgefallen. Im Laufe des Abends waren es Texor, Tristan Busch und das Duo von Grossstadtgeflüster die jeweils Lieder von Mine begleitet und geändert hatten. Am meisten hat mich aber der kleine Rapper Edgar Wasser, verblüfft, der kam einfach genial rüber! Mit ihm hatte Mine mal den Song "Aliens" gemacht - ist mir damals nicht so aufgefallen - an diesem Abend war er einfach Hammer! Später kam dann auch noch Haller hinzu, der lange Zeit neben seinem Soloprojekt in Mines Band gespielt hat. Nach und nach kamen so viele Lieder von beiden Alben zum Einsatz, so auch meine Lieblinge wie das melodische "Pusteblumenfeld", der Song "Hinterher" und mein Mine-Liebling "Der Mond lacht". Den ganzen Abend wurde so über zwei Stunden ein geniales Crossover dargeboten!
Aber ich habe auch kleine Kritik an dem Projekt: Wenn schon so viele Gastmusiker dabei sind, warum werden dann "nur" Lieder von Mine gespielt? Insbesondere von Grossstadtgeflüster hatte ich mir eigene Lieder erhofft!
Was mich auch etwas eher verwundert hat war, dass zu keinem Zeitpunkt das Publikum zum Mitsingen oder Mitklatschen animiert wurde. Aber das ist auch eher weniger Mines Art.

Dennoch ein besonderer Auftritt, der größtenteils perfekt organisiert war! Auch die erste Zugabe, bei der Nochmals alle zusammen auf der Bühne waren, ist etwas das man nicht alle Tage erlebt. Irre was sich Rapper so alles an Texten merken müssen. Mine, bis zu nächsten Mal - wohl eher in kleinerer Runde ;-)

Montag, 10. April 2017

Balbina - Béi Chéz Heinz Hannover

Zunächst muss ich ein wohl meine eigenen Erinnerungen korrigieren. Das Chéz Heinz hatte ich viel kleiner und muffiger vor Augen. Aber ich wurde dann eines besseren belehrt, denn der Raum war wesentlich größer und auch der Barbereich war großzügig. Einziger Dorn im Auge eines Konzertsüchtigen war der Pfeiler ganz vorne direkt auf der Bühne. Auch die Künstler wussten nicht immer ob sie recht oder links davon stehen sollten.

Bereits im Lux hatte ich Balbina schon einmal live erlebt und auch an diesem Tag begleitete sie Okan Frei als Voract. An diesem Tag gefiel mir sein Auftritt besser als damals, die Melodien wirkten klarer, manche Lieder sanfter und er selbst mehr so der südeuropäische Sunnyboy. Ich hatte ihn irgendwie mehr als Rapper im Gedächtnis. Angenehme deutschsprachige Texte und ein kleiner Anspieltipp von mir sind seine Songs "Spiegel" oder auch "Feuerwerk".

Kurz danach kam Balbina auf die Bühne, der man die erst kurz davor überwundene Krankheit noch ein wenig anmerkte. Aber zum Glück stimmten Musik, ihre Stimme und die Texte. Ja, wer sich auf die Lieder der gebürtigen Polin einlassen kann findet einiges zum Nachdenken mit Tiefgang, kurioses und Reime, die erst beim mehrfachen hören Sinn ergeben. Wie zum Beispiel der von mir schmerzlich vermissten "Goldfisch" bei dem es um Vergesslichkeit geht. Von den eher älteren Liedern sang sie lediglich das bekannte "Nichtstun", bei dem alle mitsangen und  "Seife". Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mir zu diesem Zeitpunkt das neue Werk "Fragen über Fragen" noch nicht zugelegt hatte. Klar, in ein paar Sachen habe ich bei Youtube reingeschnuppert, viele Lieder waren jedoch Neuland für mich!
 "Der gute Tage" vom neuen Album war zum Glück dabei - auch wieder ein Song zum mitsingen, auch wenn man sich bemühen musste bei der Geschwindigkeit mit dem Text mitzukommen. Was mich dann aber total geflasht hat war "Das Kaputtgehen" - WOW, welch ein Wechsel zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke in einem Lied. Leider habe ich diesen Moment nicht in einem Video einfangen können, aber es gibt es wundervolle Version auf Youtube unter DIESEM LINK.  Der ganze Abend hat sich mal wieder gelohnt und die Stimmung war grandios und von Beginn an waren die Gäste gepusht und spürbar erwartungsfroh - Und Balbina hat ihr Publikum entlohnt!